Alice in Wonderland

Am Freitag war ich mal wieder in der Oper, gemeinsam mit Carina. Auf dem Programm stand Alice in Wonderland, komponiert von Unsuk Chin, getextet von ihr und David Henry Hwang, nach Lewis Carroll (natürlich).
Alles in Allem also eine sehr moderne Geschichte, und die Inszenierung hat auch nicht versucht, das typisch klassische, was man in einer Münchner Staatsoper doch häufig noch erwartet, zu wahren. Zwar gab es keine nackten Menschen auf der Bühne, aber das an sich ist ja heutzutage kein Zeichen mehr von Modernität. Insgesamt war die ganze Geschichte sehr sinnfrei - aber das liegt ja quasi im Ursprungstext - und doch durchaus amüsant. Da ist die kleine Alice, die 1000 Eindrücke aus der Erwachsenenwelt zu verarbeiten hat und die zusammengestückelt und aus dem Zusammenhang gerissen einfach tatsächlich wenig Sinn ergeben, sondern eher eine Ansammlung von zusammenhangslosen Impressionen darstellen.
Die Musik dabei war durchaus hörbar, wenig innovativ, und glich eher eine filmmusikalische Untermalung vom Bühnengeschehen, also auch ein Haufen aneinander gereihter Interpretationen von den stattfindenden Impressionen.

Dennoch, ich hatte sehr viel Spaß, die Inszenierung glich einer Materialschlacht, bisweilen war so viel zu tun auf der Bühne, dass sich die Leute kaum mehr auf die Musik konzentrieren konnten - das ist zwar an sich wieder gefährlich, aber generell auch mal erfrischend. Die Darsteller mussten zum Teil an Sicherheitsgründen angeseilt werden, da die Bühne gar sehr schief stand - auch das trug zwar einerseits nicht zur einfacheren Mobilität bei, andererseits ermöglichte es jedoch größere, langsamere und damit phantastische Bewegungen, von weiten Sprüngen über Fliegen war alles dabei.
Ganz besonders toll fand ich die Tenorsax-Spielende Raupe (siehe Bild), die sich auf der Bühne räkelte und gemütlich Sax-Klänge von sich gab - großartig. Schön auch, das Perspektivenwechsel und Ähnliches noch mit ganz herkömmlichen Bühnenmitteln hergestellt wurden und nicht auf die mittlerweile häufig verwendete, technisch modernere aber wesentlich phantasielosere Projektion zurückgegriffen wurde.