OrangeFy

Sonntag, 11. Oktober 2009

Ensemble Cras, "Kammer Metall"

Zeit für einen neuen Post :)
Am Freitagabend war ich auf einem sehr lustigen Konzert, im Rahmen des Hochschulsymposiums "Heavy Metal und Gender". Mein Mitbewohner, Daniel Agi (Querflöte), war einer der Solisten. Gespielt wurden Werke neuer Musik, die in irgend einer Weise von Heavy Metal beeinflusst waren. Manchmal sehr offensichtlich, manchmal eher an den Haaren herbei gezogen.

Und, wir hatten richtig Spaß. Es kommt leider viel zu selten vor, dass man sich bei einem Konzert kaputt lachen muss, und eigentlich fühlt man sich auch ein bisschen schuldig, wenn der Musiker sich auf der Bühne verausgabt, man dabei selbst aber fast vom Stuhl fällt. Zweifelsohne fanden einige im Publikum das auch despektierlich, die Musiker selbst aber zum Glück nicht, denn die Musik war einfach so. Zum Beispiel ein Stück für "prepared ad amplified accordion" von Simon Steen-Andersen.

Erstmal sah das Akkordeon aus wie ein Krankenhauspatient, da das Instrument komplett verkabelt war und überall Tonabnehmer hingen. Wer jetzt im "klassischen Sinne" verstärkten Akkordeonklang erwartet hatte, lag weit daneben - gespielt wurde mit Klopf und Kratzgeräuschen, das Geklapper der Knöpfe, die mechanischen Klikgeräusche, die beim Spielen entstehen - ohne dabei aber einen wirklichen Ton zu produzieren. So klang es teilweise als würde sich eine Maus oder Ratte im Instrument befinden und das Akkordion ordentlich kitzeln. Als meine Nachbarin und Konzertbegleiterin dann auf einmal das Bild von Ice Age vor Augen hatte war es endgültig um uns getan.

Das gleiche Stück gab es auch für verstärkte Piccolo Flöte (ohne Mundstück), gespielt von Daniel Agi. Das Klang zwar nicht wie Ratte im Instrument aber dennoch ebenso lustig, insbesondere durch die damit verbundene Gestik.

Weggeblasen im ziemlich wörtlichen Sinne hat mich das Stück "Industry" von Michael Gordon für Cello und Elektronik. Das Stück fing ganz zaghaft, ohne jede Ornamentur, ohne jedes Vibrato, an und entwickelte sich erst nach und nach, aber geradezu unaufhörlich. Erst kam der Klang, der dann langsam aber sicher verstärkt und verzerrt wurde, ein fast endlose Steigerung in Klang und Dynamik, bis an mancher Stelle sich das wenig Heavy Metal erprobte Publikum ihre zarten Neue-Musik-Öhrchen zuhalten mussten. Zugegeben, es war sehr laut, aber auch unglaublich gut und sicherlich nicht einfach zu spielen. Ständige Doppelgriffe (d.h. zwei Töne auf zwei Seiten gleichzeitig gespielt auf dem Cello) sind unglaublich schwierig, da sie wahnsinnig schwer sind zu intonieren. Hut ab, da hat der Cellist Jan-Filip Tupa echt Wahres geleistet.

Ich kann nur sagen, traut Euch ruhig mal auf abstrus klingende Konzerte "Neuer Musik". Die Komponisten, die sogenannte neue "ernste" Musik komponieren, sind ja selbst meist keine Kinder von Traurigkeit und viele verstehen es, Humor in Ihre Stücke zu bringen und/oder neu, aber dennoch zugänglich zu komponieren. Man kann also echt schöne musikalische Raritäten entdecken und jede Menge Spaß dabei haben. Auf geht's, ins Konzert!

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