OrangeFy

Dienstag, 11. April 2006

Saturday Night Fever

Eine alte irische Weißheit besagt, man wisse nie, was man morgens anziehen solle, da sich das Wetter binnen weniger Minuten, ja gar Sekunden, ändern könne.
Von Sonnenschein und gefühlten 30 ° C im Schatten bis hin zu Alaskakälte und gemeingefährlichen Hageleiern, Hundewind und Katzenregen, dabei etwas Mäusenebel gepaart mit Pferdesturm und Kaninchenschnee ist alles zu haben. So auch am Samstag, an dem sich allerdings dieses bunte Spektrum auf Sonnenschein und Hühnerhagel beschränkte. Kurzzeitig dachten wir, das Dachfenster gäbe gleich nach und das Fahrrad wäre nur noch ein trübseliges Häufchen Blech. Alles halb so schlimm, da wir ja drinnen waren (Dajana bei der Arbeit, Fy auch aber daheim).
Des Abends dann war das schlimmste überstanden und wir konnten uns durch Wind und Wetter auf den langen Weg (+/- 200 Meter) zur National Concert Hall machen, wo uns Sergey und Lusine Khachatryan mit ihrem Geigen- und Klavierspiel beglückten. Hach, welch’ schöner Abendeinstieg. Denn kaum war das musikalische Spektakel zu Ende gefidelt ging es weiter zum nächsten Sensation: 4 Dame Lane. Ein Club in der Dame Land Hausnummer 4. Wer hätte das gedacht. Dort waren wir bald umringt von Bekannten und Freunden und Freundinnen und.
Und wieder einmal mussten wir mit Entsetzen feststellen, dass der irische Männermarkt äußerst schmucklos ist und der anspruchsvollen Beobachterin und Jägerin nicht viel bietet. Wie sich herausstellte waren die einzigen Lichtblicke am irischen Männerhimmel italienischer Herkunft. Die dafür waren wirklich ansehnlich. Aus maskuliner südländischer Sicht lässt sich unsere Theorie nationaler Unattraktivität offensichtlich auch auf irische versus ausländischer Frauen (uns J) übertragen. Jedoch, von unserer neutralweiblichen Warte aus gesehen, können wir dem nicht bedingungslos zustimmen.
Gegen zwei Uhr nachts war ein allgemeiner Lokalitätswechsel angesagt, der den Freundesreigen zerstreute und die deutsche Dreierfraktion in die altbekannte Frittenbude Roma II (nicht I) trieb. Gestärkt mit Burger und Pommes kamen wir der freundlichen Einladung unseres Lieblingsgriechen Dimitrios nach und schlugen ein in die Adelaide Rd, die populäre Partymeile Dublins. Üblicherweise ist Nr. 16, 8a (unsere Wohnung), der In-Treff, diesmal allerdings das Haus vis-a-vis, die Nr. 68. Bewaffnet mit einer angebrochenen Flasche Baileys stürmten wir das Fest und landeten auf einer Vampirzusammenkunft, da der Lampenschirm zerfetzt ward und daher der Stimmung halber auf elektrisches Licht ganz verzichtet wurde. Nach einigem blinden Tasten stellten wir fest: Hier ist es (und alle sind) voll. Dieser Pegel war beim allerbesten Willen nicht mehr einzuholen. Um unsere Nasenschleimhäute vor beißenden Alkoholfahnen zu schützen, mussten wir nach einer Stunde albernem Gequetsche und Auf-Den-Zehen-Gestehe das Fest fluchtartig verlassen. Wir hatten es ja glücklicherweise nicht mehr weit in unser Bett.

Und da schließt sich der Kreis und die Geschichte ist zu Ende.