OrangeFy

Montag, 7. November 2005

Samstag

War ja dann doch recht spät, bis ich ins Bett gekommen bin, als es dann hieß, wir treffen uns um zwei vor Kilmainham Goal bedeutete das fast noch Stress. Ging aber dann doch ganz gut. Wir, das waren Trude mit einigen Freunden aus ihrem Culture Politics und Art Management Master-Studiengang und ich. Kilmainham Goal oder auch Jail ist ein ehemaliges Gefängnis, heute ein Museum. Wir haben uns überlegt, dass sie statt ein Museum draus zu machen besser ein Studentenwohnheim draus machen könnten. Die Zellen sind nämlich wenigstens so groß wie die Wohnheimzimmer bzw. mein Zimmer. Als die Führung uns dann erzählte, dass zu Hoch-zeiten 9000 Leute inhaftiert waren, es aber nur 180 Zellen gibt, taten uns die Gefangenen denn doch Leid. Als Wohnheim macht sich das ganze natürlich nur mit Einzelzimmern gut. Und Mahlzeiten der armen Häftlinge wurden irgendwann auf eine pro Tag reduziert, damit die Einwohner nicht einfangen zu stehlen, um inhaftiert zu werden, damit sie was zu essen bekommen. Das waren zeiten. In der zentralen Halle wird heute moderne „Kunst“ ausgestellt. Eigentlich eine sehr nette Idee, ich war mir nur nicht sooo sicher, ob das Ausgestellte meinem Kunstbegriff entspricht.

Die rötlichen Dinger im Bild links
beispielsweise stellen kupferne Beine dar mit irgendeinem undefinierbaren Dekomaterial dran. Das Bild rechts zeigt eines der Objekte, die in einer an die Halle angrenzende Zelle ausgestellt wird. Ich kann mir da nicht so viel zu zusammen reimen, obwohl bei moderner Kunst ja gern phantasievoll bin.

Nach einer anderthalbstündigen Tour und ebensoviel Museum im Anschluss, brauchten wir dringend eine Stärkung. Der Plan war irgendwo in Tempel Bar Irish Stew für die internationalen Studenten essen zu gehen. Dieser wurde aber durchkreuzt von der Menschenmasse, die im vorgesehenen Pub bereits am speisen war. Letztenendes sind wir im „Big Bad Ass“ gelandet, einem Restaurant, das es wohl schon vor der Etablierung von Tempelbar gegeben hat. Die Menükarte ist riesig, die Preise sind umwerfend, aber für Dubliner ganz normal. Irish Stew gab es aber leider nicht.

Nach dem Essen fühlte ich mich eher nach daheim bleiben und fernschauen, aber um elf habe ich mich dann doch noch mit Stephen und Fearghus im Capitol getroffen. Die beiden behaupten übrigens, sie seihen nicht schwul, nehmen es aber mit Humor, dass die ganze Welt glaubt, sie seien ein Pärchen. Ursprünglich wollten wir uns in einem Pub treffen, entsprechend gemütlich und wenig gestyled war ich angezogen, die Pubs waren aber voll und das Capitol – ein Club – noch nicht. Die Musik wir ein seltsames Mischmasch, aber vor allem fühlte ich mich ein wenig arg underdressed. Macht ja nichts, wir hatten trotzdem spaß.
Um drei Uhr nachts habe ich dann meinen ersten Döner oder so was Ähnliches gegessen – für sagenhafte 6 Euro, und dann war er auch noch klein und nicht gut. Münchner, beschwert Euch nicht über Dönerpreise! Und erst recht nicht über Qualität.
Daheim angekommen, lagen mein Mitbewohner und sein Freund Noel gerade auf dem Boden und grölten bei einer CD.

Halleluja, nicht mal das Weinglas voller Becherovka konnte mich aufs gleiche Level heben, also habe ich mich irgendwann doch lieber ins Bett gegeben.
Und jetzt ist’s schon wieder nachmittags... Muss los, muss was tun!
Bis bald.