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Dienstag, 24. November 2009

Groß getönt...

...Der Blog lebe wieder, seither kaum gebloggt...

Ich war zwischendurch endlich mal in der Kölner Oper (gleich 2x) und ich muss sagen, ich war schwer begeistert. Insbesondere von Orfeo ed Euridice von Gluck -
das Libretto besteht im Prinzip aus 3 Hauptrollen, d.h. Orfeo (Haupthauptrolle), Euridice und Amor + Chor. Dementsprechend schlank und auf die wesentlichen emotionalen Bestandteile wird die Geschichte reduziert.

Orpheus (bekannt als begnadeter Sänger in der griechischen Mythologie) trauert seiner verstorbenen geliebten Ehefrau so sehr nach, dass sein Trauergesang die Götter umstimmt im eine Chance zu geben, Euridice aus der Unterwelt zurück zu holen. So etwas passiert in der Antike nicht ohne Prüfung, die Götter sind ja auch allesamt etwas masochistisch unterwegs, und so darf er als Lebender ausnahmsweise in die Unterwelt hinab steigen um seine Frau zu holen, darf aber seine Frau nicht ansehen, bis sie das Tor der Welt wieder erreicht haben.
Klar wundert sich die Frau, was denn das jetzt soll und so wird aus der wie es anfänglich scheint guten Idee ein emotionales Drama.

Genau diese Emotionalität, das Ringen mit Trauer, Hoffnung und Liebe und die Kommunikationsstörungen zwischen Mann und Frau, Götter und Menschen, werden kompositorisch von Gluck wunderschön und sehr sensibel aus gestaltet.

Reduziert auf nur 3 Rollen + Chor, der als ganzes im Prinzip wie eine weitere Rollenfigur musikalisch und auch in der Inszenierung stark eingesetzt wird fand ich es eine bemerkenswerte Leistung, dass die Oper durchweg kurzweilig war. Die drei Akte wurden ohne Pause kompakt in ca. 1,5 Stunden aufgeführt.

Ganz hervorragend sangen die drei Hauptdarstellerinnen (Orfeo und Amor sind Hosenrollen,
Orfeo Maria Gortsevskaya, Euridice Jutta Böhnert, Amore Anna Palimina), die alle drei diesem Abend ihr Rollendebut hatten, und auch Chor und Gürzenichorchster zeigten sich vom feinsten.

Genauso schlank wie die Geschichte, aber in keiner Weise steril war auch das Bühnenbild (Olaf Altmann) gehalten, es brauchte wenig mehr als zwei schwarze Stühle, und einem Spiel aus Licht und Schwarzem Vorhang, das sowohl Trauer als auch der Weg in die Unterwelt symbolisierte. Regie führte Johannes Erath und ich glaube, ich habe selten einen Chor so gut geführt und in ein Stück integriert gesehen. Einzig das Ende fand ich etwas übertrieben, da Erath versucht hat es um zu formulieren zu einem zeitgerechterem Schluss, aber hier möchte ich potentiellen Operngängern nichts vorweg nehmen ;) Aber wieso versucht man den Schluss einer Geschichte in die heutige Zeit zu transportieren, wenn doch die ganze Geschichte in der Antike spielt und auch schon zu Glucks Zeiten dementsprechend "alt" war?

Alles in allem hat sich dieser Abend, auch wenn ich leider auf die Schnelle keine Begleitung mehr gefunden habe, wirklich gelohnt.

Zweifelsohne ein Fest für Augen und Ohren.

Carmen, die andere Oper die ich in Köln gesehen habe, war zwar auch hübsch, aber konnte insbesondere musikalisch nicht mit Orfeo & Euridice mithalten.

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